Geschichte der Pfarrei Bischofsreut
Die Gegend um Bischofsreut verdankt ihre geschichtliche Erschließung der Lage am „Goldenen Steig“. Dieser Handelsweg wurde bereits um 1010 zum Güteraustausch zwischen Oberbayern und Böhmen genutzt. Von Passau über Freyung, Grainet, Leopoldsreut und Bischofsreut wurde über die Grenze bei Marchhäuser Salz nach Wallern und Prachatitz transportiert. Auf dem Rückweg brachten die Säumer böhmisches Getreide mit nach Bayern. Die Fürstbischöfe von Passau waren weltliche und geistliche Herren des Landes unterhalb der Ilz. Fürstbischof Leopold ließ die nach ihm benannte Ortschaft Leopoldsreut anlegen. Sie war zugleich letzter Rastplatz auf dem Gebiet des Fürstbistums und Sitz eines Mautners, der die Zollabfertigung vornahm.
Auf der Höhe von Bischofsreut wurde ein Wachturm als Schutz gegen die böhmische Grenze errichtet. In einen Grenzstein in Marchhäuser wurde ein Bischofshut eingemeißelt. Davon bekam die Ortschaft Bischofsreut ihren Namen. Turm mit Bischofsstab und Schwert im Bischofsreuter Ortswappen erinnern an diese Vergangenheit.
Seelsorgerisch gehörte das Gebiet jahrzehntelang zur großen Mutterpfarrei Freyung. Die Bischofsreuter mussten für den Kirchgang den beschwerlichen Weg nach Freyung auf sich nehmen. Der Hin- und Rückweg über Leopoldsreut und Schwendreut belief sich auf über acht Stunden. So werden die Bischofsreuter Christen wohl nur zu besonderen Anlässen in die Kirche von Freyung gekommen sein. 1748 wurde Bischofsreut ein Bestandteil des von Freyung losgelösten Vikariates Grainet. Bereits 1811 wurden die Bischofsreuter beim Passauer Fürstbischof mit einem Gesuch vorstellig, dass man eine eigene Pfarrei haben möchte. Da aber die nötigen Geldmittel nicht aufzubringen waren, musste die Bevölkerung lange Zeit auf eine eigene Kirche mit einem eigenen Seelsorger warten.
Jenseits der Grenze waren in Kuschwarda und Böhmisch Röhren 1780 und 1785 eigene Pfarreien entstanden. Nun gingen die Gläubigen von Bischofsreut öfters ins Böhmische um sich seelsorgerischen Beistand zu holen. Pfarrer Haberecker aus Grainet erkannte die Not der Bischofsreuter Christen und setzte sich nach Kräften für den Bau einer Kirche in Bischofsreut ein. Bischof Heinrich II. von Hofstetten (1839 – 1875) sagte einer Delegation schließlich die Errichtung einer Kirche mit Pfarrstelle zu. Um ihr Ziel schneller zu erreichen, sollten sie eine Notkirche aus Holz erbauen. Die dazu erforderlichen Einrichtungsgegenstände ließ der Bischof selbst herbeischaffen. Im Juni 1868 wurde die Notkirche mit großer Unterstützung aus nah und fern fertiggestellt. Kaplan Raimund Moser wurde am 17. April 1869 bei seinem Einzug in Bischofsreut von der Bevölkerung mit viel Jubel begrüßt. Am 25. April wurde die Notkirche eingeweiht.
Währenddessen gingen die Vorbereitungen zum Kirchenbau weiter. Am 12. Oktober 1869 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Im Jahre 1870 wurde das Pfarrhaus fertiggestellt. Bereits am 18. November 1870 war das Dach der Kirche eingedeckt, der Turm samt Pyramide fertig und das Turmkreuz errichtet. In der Christnacht des Jahres 1872 läuteten zum ersten Mal sämtliche Glocken zur heiligen Messe.Am Nachmittag des 1. Juli 1873 wurde Fürstbischof Heinrich beim Forstamt zum Festzug empfangen. Am 2. Juli wurde die Kirche vom Bischof geweiht. Am folgenden Tag fand die Einweihung des Friedhofes statt. Die Kirche wurde dem heiligen Bischof Valentin (430 – 450) als Passauer Diözesanpatron geweiht. Die Verhandlungen zur Erhebung zur Pfarrei wurden im Jahr 1880 abgeschlossen.
Düstere Zeiten sollte das neue Jahrhundert über Europa bringen. 29 Angehörige der Pfarrei fielen im 1. Weltkrieg auf den verschiedensten Kriegsschauplätzen. Weiter 86 Tote forderte der 2. Weltkrieg. Während des 1. Weltkrieges wurden die Kirchenglocken noch verschont. Wegen ihres besonders schönen Klanges durften sie im Kirchturm bleiben. Allerdings musste eine Reihe von Orgelpfeifen für Kriegszwecke abgegeben werden. 1942 mussten dann auch die Glocken für den 2. Weltkrieg abgeliefert werden. Erst im Jahre 1948 konnte wieder eine neue Glocke angeschafft werden.
Im Verlauf des Jahres 1959 wurden weitere drei Kirchenglocken für Sankt Valentin gefertigt und dem heiligen Josef, der Heiligen Familie und dem heiligen Bruder Konrad geweiht. 1959 wurde unter Pfarrer Friedrich Nehyba eine umfangreiche Instandsetzung des Innenraumes, des Daches und des Kirchturmes durchgeführt. Im Februar 1970 wurde eine vollelektrische Turmuhr installiert.
In einer Sitzung der Kirchenverwaltung und des Pfarrgemeinderates vom 01.12.1970 wurde eine wesentliche Renovierung des Kircheninnenraumes beschlossen. Der Akademische Bildhauer Wolf Hirtreiter wurde mit der künstlerischen Gestaltung beauftragt. Von ihm stammen Entwurf und Ausführung des jetzigen Altares, des Tabernakels, des Ambo, des Taufsteinaufsatzes, der Apostelleuchter und der Sakristeiglocke. Zudem wurde eine Warmluftheizung eingebaut. Im Juli 1971 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Im Frühjahr 1972 erfolgte die Aufstellung des neuen Altares, des Ambo und der Tabernakelsäule. Im Sommer wurde der Holzboden eingebracht und die Bänke aufgestellt. Auf der Empore wurde eine Einteilung in Volks- und Chorteil vorgenommen und ein neuer Holzboden verlegt. Auch der Tabernakel wurde fertiggestellt. Im Jahre 1973 erfolgte die Aufstellung des Beichtstuhles und der Einbau einer Verstärkeranlage. Auch eine neue Orgel wurde in Auftrag gegeben.
Als Höhepunkt einer Festwoche zum 100-jährigen Bestehen der Pfarrkirche Bischofsreut hat Bischof Dr. Antonius Hofmann im Rahmen eines Pontifikalgottesdienstes am 7. Oktober 1973 den neuen Altar geweiht.
Im Jahr 1992 erfolgte eine Innenrenovierung der Pfarrkirche. Über eine Bauzeit von neun Monaten wurden die Wände neu gestrichen, die Fenster erneuert, der Kirchenraum mit neuen Bildern und Fresken versehen, eine neue Lautsprecheranlage installiert und die Kreuzwegstationen restauriert. Die Einweihung erfolgte am 17.05.1992 durch Altbischof Dr. Antonius Hofmann. 2002 wurde die Heizungsanlage in der Pfarrkirche und die Heizöltankanlage erneuert. 2005/06 wurden das Dach und die Fassade des Pfarrheimes renoviert. Nach der Erneuerung der Beleuchtungsanlage im Jahr 2014, wurden 2015 weitere Maßnahmen, wie das Treppengeländer zur Empore, ein Wetterschutz für die Glockenturmanlage, ein Umbau des Chorgestühls, Brandschutz- und Sicherheitsmaßnahmen am Glockenturm, sowie Zimmererarbeiten im Kirchturm durchgeführt.
Nachdem seit Jahren Probleme mit der maroden Steuerung der Glockenanlage bestehen, hat die Pfarrkirchenstiftung in diesem Jahr vom Bischöflichen Ordinariat grünes Licht zur Erneuerung der Antriebsmotoren und der Glockensteuerung erhalten. Dabei wurden auch sämtliche Klöppel der Glocken überholt und die Elektroverteilung auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Im Zuge dieser Maßnahme werden auch die inzwischen verwitterten Zifferblätter und Zeiger an der Süd- und Westfassade der Turmuhr restauriert. Mittels eine Krans hat die Firma Glockentechnik Bayerwald Lang & Gruber die Zifferblätter und Zeiger entfernt und zur Generalüberholung in die Werkstätte mitgenommen.